Disclaimer: Jede Form der Anziehung kann prinzipiell zu einer oder mehreren Personen, unabhängig von Geschlechterpräferenzen, unterschiedlich stark und unterschiedlich häufig empfunden werden, kann Überschneidungen mit anderen Formen der Anziehung aufweisen oder von diesen getrennt erlebt werden, und ist unabhängig von der Fähigkeit, Bindungen dieser Art eingehen zu können. Die aus ihnen resultierenden Beziehungen können mitunter hierarchisch/wechselseitig sein.
Ästhetische Anziehung: Das Verlangen eine Person zu betrachten oder zu bewundern, weil sie als ästhetisch ansprechend empfunden wird (was nicht von gesellschaftlichen Standards in Bezug auf “schön” oder “hässlich” abhängig sein muss). Diese Form von Anziehung kann je nach Person von romantischer, sexueller und sensueller Anziehung unabhängig sein.
Sinnliche Anziehung: Das Verlangen, einer Person auf einer körperlichen Ebene nahe zu sein, diese sensorisch zu erleben und (nicht als sexuell empfundene) Zärtlichkeiten mit ihr auszutauschen. Diese Form der Anziehung ist weder ausdrücklich sexuell noch von romantischer Natur.
Auch: Sensuelle oder sensorische Anziehung.
Romantische Anziehung: Das Verlangen eine üblicherweise partner*innenschaftliche Verbindung mit einer Person einzugehen, die Elemente enthält, die gesellschaftlich und/oder persönlich als romantisch wahrgenommen werden. Meist ist romantische Anziehung mit Verliebtheit verbunden, die Person wird idealisiert und es besteht der Wunsch nach als romantisch wahrgenommener Interaktion (beispielsweise sich zu beschenken, sich zu Dates zu verabreden, Tagträume über eine romantische Beziehung, Hochzeit und ähnliches).
Sexuelle Anziehung: Das Verlangen eine sexuelle Beziehung einzugehen und der Person, auf die die Anziehung gerichtet ist, auf eine Art und Weise nahe zu sein, die von einem selbst als sexuell empfunden wird.
Erotische Anziehung: Verlangen, einer Person sinnlich und durch explizit sexuell wahrgenommene Handlungen (oder Inszinierungen) wie zum Beispiel Gouinage (nicht penetrative sexuelle Handlungen wie Vorspiel, Oralsex, gemeinsame Masturbation) nahe zu sein. Diese Form von Anziehung wird oft als Mischung aus ästhetischer, sinnlicher und sexueller Anziehung beschrieben. Gelegentlich wird mit dem Begriff Erotik auch sexuelles Verlangen beschrieben (beispielsweise im Begriff autoerotisch).
Pseudosexuelle Anziehung: Beschreibt eine Form der Anziehung, die an der Grenze zu sexueller Anziehung liegt oder dieser Ähnlich ist. Wie sexuelle Anziehung wird pseudosexuelle Anziehung oft von Erregung und erhöhter Libido begleitet. Dennoch ist sie nicht-sexuell und ist beispielsweise nicht körperlich oder beinhaltet keinen Wunsch nach sexueller Interaktion.
Platonische Anziehung: Das Verlangen eine enge (oder engere) platonische Beziehung / Kameradschaft / Bekanntschaft mit einem anderen Menschen einzugehen. Mitunter der Wille, Interessen und Erfahrungen zu teilen, oder eine sehr tiefe Lebensfreundschaft einzugehen – jedoch ohne Einbeziehen romantischer Gefühle.
Freund*innenschaftliche Anziehung: Wird oft synonym mit platonischer Anziehung verwendet, bezieht sich manchmal aber mehr auf “Beste Freund*innen” und meint für manche einen höheren Grad an emotionaler Verbundenheit als in lockeren Bekanntschaften (die auch unpersönlicher sein können).
Queerplatonische Anziehung: Liegt zwischen romantischer und platonischer Anziehung und kann weder als romantisch noch als platonisch eingeordnet werden. Allerdings kann queerplatonische Anziehung beidem ähnlich sein. Obwohl es sich um eine aromantische Art von Anziehung handelt, wird eine Beschreibung als platonisch diesen Gefühlen nicht gerecht. Das Wort “queerplatonisch” wird außerdem als Oberbegriff für Beziehungen verwendet, die sich nicht in die strenge Binarität “romantisch-oder-platonisch” einsortieren lassen. Eine sogenannte “queerplatonische Beziehung” kann zum Beispiel so aussehen, dass die Partnermenschen zusammenleben, Zärtlichkeiten austauschen, die als romantisch/sexuell interpretiert werden und/oder Exklusivität in ihrer Beziehung leben ohne dass romantische Anziehung im Spiel wäre. Eine queerplatonische Beziehung muss aber nicht alle üblicherweise in einer romantischen Partner*innenschaft erwarteten Elemente enthalten.
Auch: Qplatonische oder quasiplatonische Anziehung
Alteröse Anziehung (alterous, alternative Anziehung): liegt zwischen romantischer oder platonischer Anziehung und besteht in einem Verlangen nach emotionaler Nähe, Vertrautheit und Verbundenheit.
Exteramore Anziehung: Eine Art von Anziehung, die weder romantisch noch platonisch ist, sondern außerhalb der beiden (nicht dazwischen) existiert. Darin unterscheidet sie sich auch von alteröser Anziehung, die impliziert, dass sie sich auf dem Spektrum zwischen romantischer und platonischer Anziehung empfindet.
Emotionale Anziehung: Das Verlangen, nicht-hierarchische, wechselseitige emotionale Bindung mit einer Person einzugehen. amouröse, romantische Anziehung, eheliche, alterous, platonische, freundschaftliche sowie mentale (intellektuelle/spirituelle/noetische) Anziehung können als Unterarten emotionaler Anziehung gesehen werden. Es gibt aber auch Arten emotionaler Anziehung, die sich nicht mit diesen Unterarten beschreiben lassen.
Auch: Ekstatische Anziehung
Mentale Anziehung: Verlangen nach einer intellektuellen / spirituellen Bindung, die auf dem Austausch von Wissen und Interessen der beteiligten Personen beruht.
Auch: Intellektuelle, noetische, psychologische oder spirituelle Anziehung
Soziale Anziehung: Das Verlangen einer Person aufgrund ihrer wahrgenommenen Fähigkeiten und/oder Eigenschaften näher zu sein oder ähnlicher werden zu wollen. Daraus folgt mitunter das Knüpfen von Kontakten zu der Person oder Gruppe, auf die die Anziehung gerichtet ist, das Anstreben von sozialen Beziehungen und/oder der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe. Auslöser dieser Art von Anziehung kann auch sein, soziale Beziehungen im Bereich des öffentlichen Lebens zu wollen/zu brauchen oder sich selbst so darstellen zu wollen, dass eins einer Gruppe/einer Person gesellschaftlich näher bzw. ähnlicher ist.
Auch: Vorbild-Anziehung
Dorarische Anziehung (dorare (ital.) = vergolden): Das Verlangen, einer Person aufgrund von Bewunderung heraus nahe zu sein, sie zu unterstützen oder sogar zu verehren. Diese Form von Anziehung ist weder explizit romantischer oder platonischer Natur und wird manchmal als Mischung aus spiritueller und alterous Anziehung beschrieben.
Familiäre Anziehung: Das Verlangen nach einer starken familiären Bindung, wie zum Beispiel gegenüber Geschwistern, Eltern, Kindern sowie familiäre Vertrautheit mit engen Freund:innen. Das beinhaltet mitunter den Wunsch einer gemeinsamen Geschichte, des Erinnerns und einer großen emotionalen Nähe und Wichtigkeit. Familiäre Anziehung inkludiert mütterliche, väterliche sowie geschwisterliche Anziehung.
Amouröse Anziehung: Das Verlangen einer Beziehung wechselseitiges Kommitment zu verleihen (zum Beispiel zusammenzuziehen, verpflichtend füreinander da zu sein, etc.) und die andere Person im eigenen Leben zu behalten, weil eine Art von Liebe für sie empfunden wird.
Auch: Amorische Anziehung
Eheliche Anziehung: Das Verlangen eine eine Person zu religiös und/oder zivilrechtlich zu heiraten oder eine ähnlich verbindliche Beziehung mit ihr einzugehen. Häufig ist diese Form von Anziehung auch mit dem Wunsch nach anhaltender Liebe verbunden. Dazu gehört auch die Erwartung von Wechselseitigkeit und Beständigkeit der Beziehung.
Auch: Gamöse Anziehung
Kopräsentative Anziehung (Anwesenheit, Greifbarkeit, Gegenwärtigkeit): Das Verlangen danach, sich in der Gegenwart einer anderen Person aufzuhalten und Zeit mit ihr zu verbringen. Manchmal wird diese Form der Anziehung auch mit sensueller Anziehung in Verbindung gebracht, jedoch ohne das Verlangen, die jeweilige Person zu berühren oder mit ihr intim zu sein.
Protektive Anziehung: Ein Verlangen sich um eine Person zu kümmern, sie zu unterstützen und zu beschützen. Eventuell führt sie zu einem Wunsch, die Person auf ihrem Weg zu begleiten und wachsen zu sehen. Dabei ist es nicht notwendig, dass die Beziehung ausgewogen ist und die andere Person einen auf dieselbe Art und Weise unterstützt.
Auch: Beschützerische Anziehung
Anlehnende Anziehung: Das Verlangen von einer anderen Person beschützt, unterstützt und verstanden zu werden. Führt mitunter dazu, in der anderen Personen eine*n Mentor*in zu sehen und von dieser begleitet zu werden. Dabei ist es nicht notwendig, dass die Beziehung ausgewogen ist und der anderen Person dieselbe Unterstützung zurückgegeben wird.
Mentor*innen-Anziehung: Das Verlangen nach einer Mentor*innen-Beziehung mit der Person, auf die die Anziehung gerichtet ist.
Umsorgende Anziehung: Das Verlangen einer Person gegenüber gastfreundlich zu sein und sie zu umsorgen. Im Gegensatz zur protektiven Anziehung besteht hier eher das Ziel, eine Gegenleistung von der anderen Person zu bekommen. Auch die Bedürftigkeit auf der anderen Seite ist nicht zwangsläufig eine Voraussetzung.
Fluktuierende oder schwankende Anziehung: Eine Form von Anziehung wird empfunden, jedoch ist nicht klar, was von der Person gewünscht wird, auf die diese gerichtet ist. Die Bezeichnungen “fluktuierend” oder “schwankend” werden aber auch verwendet, um zu beschreiben, dass Anziehung sich regelmäßig verändert, oder von einer Art der Anziehung zur anderen wechselt.
Quellen
Arco-pluris, Tumblr, Forms of Attractions Masterlist
Arco-pluris, Tumblr, Time to coin a new term
Beyond MOGAI Pride Flags, Tumblr, New orientation type
Momma-mogai-sphinx, tumblr, Attraction Terminology