Aromantik (kurz Aro) ist eine romantische Orientierung und beschreibt ein von der Norm abweichendes Empfinden romantischer Anziehung. Aromantische Personen empfinden häufig kaum bis keine romantische Anziehung zu anderen Menschen und/oder Verlangen nach romantischen Interaktionen. Andere aromantischen Personen haben ein von der gesellschaftlichen Norm abweichendes Verhältnis zu romantischer Anziehung und/oder romantischen Beziehungen. Es gibt aber auch andere Gründe, wieso sich eine Person als aromantisch bezeichnen kann.
Romantische Anziehung meint hierbei das Interesse oder den Wunsch nach romantischem Kontakt oder Interaktionen mit einer bestimmten Person. Diese Art der Anziehung geht oft mit starken Gefühlen wie Verliebtheit, Limerenz und dem Wunsch, eine romantische Beziehung einzugehen einher. Häufig haben sie daher auch kein intrinsisches Bedürfnis nach romantischen Beziehungen.
Die romantische Orientierung einer Person ist unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung. Eine Selbstbezeichnung als aromantisch ist daher mit unterschiedlichen sexuellen Orientierungen kompatibel. Eine aromantische Person kann daher beispielsweise heterosexuell, homosexuell, pansexuell oder queer sein.
Menschen, die sich nicht auf dem aromantischen Spektrum verorten, werden als alloromantisch bezeichnet. Nicht jede alloromantische Person hat den Wunsch, eine romantische Beziehung zu führen oder entsprechende Interaktionen zu suchen. Viele tun dies allerdings.
Das aromantische Spektrum
Nicht alle Menschen deren Erleben nicht dem einer alloromantischen Person entspricht, beschreiben sich als vollständig aromantisch. Dieser Bereich zwischen Alloromantik auf der einen Seite bis einschließlich Aromantik als das andere Ende des Spektrums wird als aromantisches Spektrum (kurz aro*spec vom englischen ‘aromantic spectrum’) bezeichnet.
Das Erleben von romantischer Anziehung und die damit verbundenen Orientierungen auf dem aromantischen Spektrum sind vielfältig und reichen von grau-/gray-/grey-(a)romantisch über demiromantisch bis hin zur Aromantik.
Der Begriff grauromantisch beschreibt Personen, die nur selten, schwach, unregelmäßig oder unter bestimmten Umständen romantische Anziehung empfinden. Manchmal ist diese Anziehung auch unbeständig oder kann nicht eindeutig als romantisch gefasst werden. Grauromantik kann auch als Schirmbegriff für viele Labels auf dem aromantischen Spektrum verwendet werden.
Demiromantisch hingegen wird verwendet, um zu beschreiben, dass eine Person romantische Anziehung erst dann empfindet, wenn sie eine starke emotionale Verbindung zu einer Person aufgebaut hat. Demiromantik kann ein unter Grauromantik oder Aliquaromantik fallen – also wenn Anziehung nur unter bestimmten Umständen entstehen kann. Nicht alle demiromantischen Personen beschreiben sich aber auch als aliquaromantisch.
Es gibt aber noch jede Menge andere Begriffe, Label und Mikrolabel, die das Empfinden von Menschen auf dem aromantischen Spektrum genauer beschreiben.
Manchmal werden a_romantisch und A_romantik daher zum Beispiel auch mit einem Unterstrich oder Sternchen (a*romantisch, A*romantik) geschrieben. Das soll zeigen, wie vielseitig und unterschiedlich das Erleben von Menschen auf dem aromantischen Spektrum sein kann.
Aromantik und Beziehungen?
Während manche Menschen auf dem aromantischen Spektrum, romantischen Beziehungen und Interaktionen ablehnend gegenüberstehen, sich zum Beispiel als nonpartnering beschreiben oder einfach kein Bedürfnis nach romantischer Interaktion haben, gibt es auch solche bei denen das anders ist. Die Selbstbeschreibung als aromantisch schließt also nicht aus, dass eine Person eine (romantische) Partner*innenschaft eingehen möchte. Die Beziehungen von Menschen auf dem aromantischen Spektrum können unterschiedliche Formen annehmen und auch Elemente beinhalten, die üblicherweise als romantisch angesehen werden.
Wichtig zu sagen ist, dass sich Aromantik und romantische Interaktionen nicht ausschließen. Besonders wenn aromantische Personen keine partner*innenschaftlichen Beziehungen eingehen wollen, fragen sich andere oft, ob in ihrem Leben nicht etwas fehlt. Die Antwort darauf ist einfach. Nein. Wo keine romantische Anziehung oder kein Bedürfnis nach einer romantischen Beziehung vorhanden ist, fehlt im Normalfall auch nichts, wenn diese nicht vorhanden ist und einige aromantische Personen stehen der Idee von Romantik in ihrem eigenen Leben sogar eher ablehnend gegenüber.
Neben romantischen Beziehungen stehen Personen auf dem aromantischen Spektrum aber auch alle anderen romantsichen und nicht-romantischen Beziehungsmodelle offen, die auch von alloromantischen Menschen gelebt werden.
Die aromantische Flagge
Die erste aromantische Flagge wurde 2011 entworfen und bestand aus vier horizontalen Streifen in den Farben grün, gelb, orange und schwarz. Dabei stand Grün für die Aromantik und Gelb sollte Freund*innenschaft repräsentieren, während Orange als Farbe zwischen Gelb und Rot für den Graubereich zwischen Aromantik und Alloromantik verweisen sollte. Schwarz hingegen sollte alloromantische Personen repräsentieren, die gesellschaftlich normativen Vorstellungen Romantik ablehnten. Diese Flagge wird heute aber nicht mehr verwendet.
2014 wurde der zweite Flaggenvorschlag von Cameron Whimsy auf Tumblr veröffentlicht, der später zur aktuellen aromantischen Flagge verändert wurde. Auch diese Flagge bestand aus fünf horizontalen Streifen in dunkelgrün, hellgrün, gelb, grau und schwarz. Da der gelbe Streifen zu kulturellen Missverständissen führte und außerdem für manche Personen sensorisch schwierig war, wurde dieser später durch einen weißen Streifen ersetzt.
Die der dunkelgrüne Farbstreifen steht dabei für Aromantik während Hellgrün auch hier das aromantische Spektrum repräsentiert. Diese Ausdifferenzierung in Aromantik und aromantisches Spektrum ist aber eine neuere Entwicklung, da bei Cameron ursprünglich beide Grüntöne für Aromantik standen und alle Labels auf dem Spektrum inkludieren sollte. Da die Farbe Rot oft als Symbol für romantische Liebe verwendet wird, bietet sich die Komplementärfarbe Grün zur Repräsentation des aromantischen Spektrums an.
Die Farbe Weiß steht für die Community aber auch für nicht-romantischen und nicht-sexuellen Formen von Anziehung wie beispielsweise aber nicht nur ästhetische, platonische oder sensuelle Anziehung. Der Streifen repräsentiert außerdem für den Wert nicht-romantischer Beziehungen und Liebe. Darunter fallen queerplatonische Beziehungen aber auch andere nicht-romantische Beziehungen.
Das Grau symbolisiert die demiromantischen und grauromantischen Personen in der Community und für das weitere Spektrum.
Und Schwarz repräsentiert das Spektrum der Sexualität und verweist darauf, dass aromantische Menschen in ihrer Sexualität genauso divers und unterschiedlich sind wie alloromantische Personen. Auch hier hat sich nachträglich eine zweite Lesart der Flagge entwickelt, da bei Cameron ursprünglich sowohl Schwarz als auch Grau für das Spektrum der Sexualität standen.
Abgesehen von der aromantischen Flagge gibt es noch weitere Flaggen und Symbole, die von Personen auf dem aromantischen Spektrum verwendet werden. Mehr Informationen zu den Flaggen des aromantischen Spektrums findet ihr hier: